Ein Gastbeitrag von Andreas Bleeck für Die Violetten NRW:
Das Trennende zu einen
In der Politik gibt es sehr viel Trennendes. In der Logik der Politik sind wir alle Darwinisten, die um die wenigen Ressourcen kämpfen, egal wo wir uns befinden, ob wir viel haben oder wenig, ob wir dumm sind oder intelligent. Dem kann man nicht widersprechen. Aber auf einer anderen Ebene sind wir auch wieder alle gleich, mit denselben Bedürfnissen und Sorgen. Eine spirituelle Sicht. Eine Sicht, die in der Politik problematisch ist.
Aber warum sollen Toleranz, Transparenz und Sicherheit Werte sein und Spiritualität nicht?
Gibt es kein Bedürfnis nach Spiritualität?
Gibt es keinen Wunsch, das Eine zu sehen und nicht das Trennende? Wie wäre eine Politik, die sich nicht in Fraktionen und Meinungen zerteilt, sondern gemeinsam Situationen bewältigt? Man kann auf dem Standpunkt stehen, dass dies nicht geht, dass der Mensch eben so ist, dass er von Natur aus einen Gegner braucht, um eine Position zu haben. Dann kann man aber auch nicht für Toleranz, Transparenz und Sicherheit oder andere Werte sein. Denn all diese funktionieren nur in einer Einheit.
Wenn man Spiritualität ausklammert, kann man das Trennende nicht verlassen. Dann muss man immer weiter in Oppositionen und Abgrenzungen verharren. Transparenz ist nicht das Ergebnis von mehr Computern, von mehr Demonstrationen und mehr Aufklärung. Transparenz ist eine Haltung, die man sich bewahren muss, wenn man Politik macht. Und eine politische Welt ohne Spiritualität ist nicht transparent, weil sie all das ausklammert, was „hinter den Kulissen“ passiert.
Wer sich nicht von Anfang an für die Dinge „hinter den Dingen“ öffnet, der wird sich verschließen müssen. Frei sein kann nur ein Mensch, dem nicht verboten ist, bestimmte Dinge zu denken. Auch Freiheit ist nichts, was man fordern kann, sondern für sich denken und umsetzen muss. Freiheit wäre nur in einer Politik möglich, die keine Fraktionen, Parteien und Lobbys kennt. Auch hier kann man wieder sagen, dies sei unmöglich. Aber auch dann muss man wieder sagen, dass man dann nicht über Freiheit oder Transparenz sprechen sollte.
Das Problem mit der Spiritualität ist, dass sie sehr viel Raum lässt. Dieser Raum kann im politischen Tagesgeschehen nicht geöffnet werden. Wirtschaft, Wissenschaft, Religion haben Interessen, die den Raum erfüllen. Spiritualität findet höchstens hinter den verschlossenen Türen statt.
Wer aber Spiritualität ablehnt, kann das Leben nicht anders erfahren als in dem materialistsichen Kampf der „Klassen“, in der Angst vor „Überfremdung“ oder im Parteigeklüngel. Es gibt keine Offenheit ohne eine spirituelle Basis, die einem Antworten auf die Angst vor den Äußerlichkeiten gibt. Das Trennende in der Politik wäre dann aufgehoben, wenn es möglich wäre, diese Angst anzuschauen und wenn es den Raum gäbe, darüber zu sprechen.
Dann wäre auch Transparenz und Freiheit in der Politik möglich.
Andreas Bleeck, April 2012